MINDESTLÖHNE:
22/10/2013:
Verhandlungen über Mindestlohn in der Fleischindustrie beginnen
Nach den monatelangen Medienberichten über frühkapitalistische Zustände, Ausbeutung und Lohndumping in den Schlachthöfen der fleischverarbeitenden Industrie setzen die großen Fleischkonzerne
alles daran, mit der Einführung tariflicher Lohnuntergrenzen ihren Ruf aufzupolieren. Wie Welt online dazu berichtet, würden sich heute Vertreter der Branche erstmals mit der Gewerkschaft
Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG) an einen Tisch setzen, um über einen Mindestlohn zu verhandeln. Die NGG fordere einen bundeseinheitlichen Mindestlohn von 8,50 Euro für alle Beschäftigten - auch
für die mit Werkverträgen. Weiteres Ziel der Verhandlungen in Hannover seien Mindeststandards, etwa für die Unterbringung von Werksvertragsarbeitern.
Damit das Ansehen der Branche nicht weiter leidet, sind auch die Arbeitgeber der Fleischwirtschaft bereit, einen Mindestlohn einzuführen. Zu dessen Höhe haben sie sich aber bislang nicht
geäußert. Jedoch weiß WAZ online zu berichten, dass der Chef des größten deutschen Schlachtkonzerns, Clemens Tönnies, während des gestrigen Besuchs von NRW-Arbeitsminister Guntram
Schneider (SPD) in dessen Firmenzentrale in Rheda-Wiedenbrück der Forderung nach 8,50 Euro Mindestlohn für Angestellte und Werkvertragsarbeiter zugestimmt habe. Damit der Mindestlohn auch für
ausländische Werkvertragsnehmer gelten kann, müsse nach Angaben von taz.de die Fleischbranche aber erst in das Arbeitnehmer-Entsendegesetz aufgenommen werden. Dies müssten Arbeitgeber- und
Arbeitnehmerseite gemeinsam beantragen.
Wie taz.de weiter schreibt, seien auf Arbeitgeberseite nicht nur die vier großen Schlachtkonzerne Tönnies, Vion, Danish Crown und Westfleisch, sondern auch die beiden großen
Geflügelschlachtereien Wiesenhof und Heidemark sowie wie die überwiegend mittelständische Verarbeitungsbetriebe vertreten. Sie alle befänden sich unter dem Dach der Arbeitgebervereinigung Nahrung
und Genuss (ANG), die den Verhandlungsführer der Arbeitgeberseite stelle.
Quellen:
Die Welt vom 22.10.2013
Der Westen.de vom 22.10.2013
taz.de vom 20.10.2013
Weiterlesen:
Güster, C.-H. (2013): Mindestlohn für die Fleischwirtschaft ante portas? In: Gegenblende,
Sept./Okt. 2013.
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Markus Krüsemann ist Soziologe und Mitarbeiter am Institut für Regionalforschung in Göttingen.